Geschichte der jüdischen Museen in Wien
1895 wurde in Wien das erste jüdische Museum gegründet, es war das erste weltweit. Der Trägerverein setzte sich aus einer Gruppe Wiener jüdischer Bürger zusammen. Die Sammlung konzentrierte sich auf die Kultur und Geschichte der Juden in der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie, insbesondere auf Wien und Galizien.
In der Sammlung der Zwischenkriegszeit spiegelte sich anhand zionistischer Objekte zudem die neue politische Diskussion dieser Zeit wider.
Das Museum wurde direkt nach dem „Anschluss“ von den Nationalsozialisten 1938 geschlossen. Im letzten Jahr seines Bestehens waren 6474 Objekte in das Inventarbuch eingetragen. 1939 wurde der Bestand dem Museum für Völkerkunde und anderen Wiener Institutionen übertragen. Für die antisemitische Propagandaausstellung „Das körperliche und seelische Erscheinungsbild der Juden” verwendete die Anthropologische Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien Teile der Sammlung.
Zu Beginn der 1950er-Jahre wurde der Großteil der Bestände an die IKG Wien restituiert, etliches aber auch erst in den 1990er-Jahren. Über die Hälfte der Objekte blieben jedoch verschollen – ob mutwillig zerstört oder gestohlen ist kaum zu rekonstruieren. Von Zeit zu Zeit können Objekte, die einst im jüdischen Museum inventarisiert waren, am Kunst- und Antiquitätenmarkt identifiziert werden. Die noch erhaltenen Objekte – sie sind eine Dauerleihgabe der Israelitischen Kultusgemeinde Wien an das heutige Jüdische Museum der Stadt Wien – bilden einen einzigartigen Bestand innerhalb der Sammlung.
Das Jüdische Museum der Stadt Wien
Zwei Wochen nach dem Wahlsieg Kurt Waldheims kündigte Bürgermeister Helmut Zilk anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Vienna 1900“ im Museum of Modern Art in New York die Gründung eines jüdischen Museums in Wien an. 1988 wurde die Jüdische Museum der Stadt Wien GmbH ins Leben gerufen, und am 7. März 1990 fand die erste Ausstellung in einem Provisorium – dem ehemaligen Festsaal der Israelitischen Kultusgemeinde in der Seitenstettengasse – statt.
Ein grundlegender Bestand des Museums wurde die von der Stadt Wien erworbene Judaika-Sammlung des 1988 verstorbenen Sammlers Max Berger. 1992 fixierten Bürgermeister Helmut Zilk und Kulturstadträtin Ursula Pasterk das Palais Eskeles in der Dorotheergasse 11 als zukünftigen Museumsstandort, die Israelitische Kultusgemeinde stimmte der Dauerleihgabe ihrer Bestände an das Jüdische Museum Wien und der wissenschaftlichen Bearbeitung durch seine Kuratorinnen und Kuratoren zu. Nach der Adaptierung des historischen Gebäudes fand im November 1993 die Neueröffnung im Beisein des in Wien geborenen Jerusalemer Bürgermeisters Teddy Kollek statt.
1994 eröffnete die im Gebäude der Israelitischen Kultusgemeinde untergebrachte Bibliothek mit ihren über 30.000 Bänden. 1995/96 wurde das Palais Eskeles durch einen Umbau (Architektur: Eichinger oder Knechtl) an die Erfordernisse eines modernen Museumsbetriebs angepasst und erstmals eine Dauerausstellung (Konzept: Felicitas Heimann-Jelinek) eingerichtet. 1998 öffnete das Archiv für den wissenschaftlichen Publikumsverkehr.
Museum Dorotheergasse - Palais Eskeles
Nach einer grundlegenden Funktionssanierung des Palais Eskeles in der Dorotheergasse 11 (Architekturbüro: projectA01 architects) eröffnete das Museum im Oktober 2011 nach einer neunmonatigen Umbauzeit. Das Auditorium wurde vom Erdgeschoß in den zweiten Stock verlegt, das 1996 eingerichtete Schaudepot im 3. Stock konzeptionell überarbeitet und durch mediale Installationen ergänzt.
Mit der partizipativen Ausstellung „Wien. Jüdisches Museum. 21. Jahrhundert. Sieben Fragen auf dem Weg zu einer neuen Dauerausstellung“ im Atrium des Erdgeschoßes involvierte das KuratorInnenteam die Besucherinnen und Besucher in die Grundfragen der Konzeption einer neuen permanenten Ausstellung.
Diese trägt den Titel „Unsere Stadt! Jüdisches Wien bis heute“ und wurde am 18. November 2013 eröffnet, anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums der Gründung des Museums und des 20. Jahrestages der Eröffnung des Museums im Palais Eskeles.
Museum Judenplatz
Am 25. Oktober 2000 fand am Judenplatz eine doppelte Eröffnung statt: Zum einen wurde das Museum Judenplatz mit der Ausgrabung der mittelalterlichen Synagoge für die Besucher zugänglich.
Das Museum gestaltete das Architektenteam Jabornegg und Palffy, das Konzept erstellte das Team des damaligen Historischen Museums der Stadt Wien in Zusammenarbeit mit dem Institut für die Geschichte der Juden in Österreich. Zum anderen wurde das auf Anregung von Simon Wiesenthal errichtete Mahnmal für die 65.000 ermordeten österreichischen Juden der britischen Künstlerin Rachel Whiteread auf dem Judenplatz enthüllt.
Im Dezember 2010, zehn Jahre nach der Eröffnung des Museums Judenplatz, wurden die ebenerdigen Räume für den permanenten Wechselausstellungsbetrieb adaptiert, seit 2021 befindet sich im Untergeschoß die Dauerausstellung „Unser Mittelalter! Die erste jüdische Gemeinde in Wien“.
Direktor:innen seit 1990
1990
Mag. Christian Cap
Gründungsgeschäftsführer
1991 - 1992
Daniella Luxembourg
künstlerische Leitung
1991 - 2010
Dipl.-Ing. Georg Haber
Kaufmännischer Geschäftsführer
1993 - 1998
Prof. Dr. Julius H. Schoeps
Direktor
1998 - 2010
Dr. Karl Albrecht-Weinberger
Direktor
2010 - 2022
Dr. Danielle Spera
Direktorin
seit Juli 2022
Dr. Barbara Staudinger
Direktorin