Projekt OT


Das Gedenkprojekt “OT” setzt ein dauerhaftes Lichtzeichen an die Stelle der 1938 zerstörten Synagogen Wiens. Die fünf Meter hohe „Sternstele“ des Künstlers Lukas Kaufmann trägt einen ineinander verflochtenen leuchtenden Davidstern. Das Projekt des Jüdischen Museums Wien in Kooperation mit der Universität für Angewandte Kunst wurde am 8. November 2018 im Rahmen des Gedenkens an das Novemberpogrom in Betrieb genommen.

„Ot“ steht in der hebräischen Sprache für Symbol. Dieses benennt im Judentum nicht nur ein Zeichen, sondern auch ein sichtbares religiöses Merkmal der Beziehung zwischen Gott und Mensch. Im Gedenkjahr 2018 wurden an den 25 ehemaligen Standorten der Synagogen, die im Novemberpogrom 1938 mutwillig zerstört wurden, in 16 Wiener Bezirken Licht-Zeichen zum Gedenken an diese Orte sowie ihre Geschichte errichtet.

Der österreichische Künstler Lukas Maria Kaufmann (Jahrgang 1993) hat diese Zeichen gestaltet und eine Jury hat sein Projekt ausgewählt. Er kreierte Skulpturen in Form eines ca. fünf Meter hohen Metallmastens, der einen ineinander verflochtenen leuchtenden Davidstern trägt. Dem Künstler geht es nicht zuletzt darum, die BetrachterInnen bzw. PassantInnen zu TeilnehmerInnen in einer Wahrnehmungschoreographie zu machen, „indem sie sich der Skulptur nähern und die wirren geschwungenen Linien des Leuchtkörpers sich kontinuierlich zur gleichmäßigen Struktur des Davidsterns ordnen“. Eine in den Masten eingravierte Innschrift verweist auf den Namen der jeweiligen Synagoge und die gewaltsame Zerstörung durch die Nationalsozialisten. Das Jüdischen Museum Wien unter der Leitung von Danielle Spera hat dieses Projekt mit Unterstützung des „Beirats für das Gedenk- und Erinnerungsjahr 2018“ (Vorsitz: Bundespräsident a.D. Heinz Fischer), des Nationalfonds, von KÖR – Kunst im öffentlichen Raum und Wien Energie umgesetzt.

Inspiration war die Ausstellung „Wiener Synagogen. Ein Memory“ (Mai bis November 2016 im Museum Judenplatz ), die durch ein langjähriges Forschungsprojekt an der TU Wien ermöglicht wurde, in dem Prof. Bob Martens gemeinsam mit dem Architekten Herbert Peter und zahlreichen Diplomanden die zerstörten Wiener Synagogen virtuell rekonstruierten. Diese Arbeit und eine Initiative von Maria Graff inspirierte wiederum die Künstlerin Brigitte Kowanz und ihre Klasse für Transmediale Kunst an der Universität für angewandte Kunst, das Projekt OT in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Wien ins Leben zu rufen.

Die Skulpturen beleuchten nicht nur den Stadtraum, sie beleuchten auch ein ausgeblendetes, brutales Kapitel Wiens, jener Stadt, in der bis 1938 die drittgrößte jüdische Gemeinde Europas zu Hause war. Vor 1938 gab es in Wien fast einhundert Synagogen und Bethäuser. In nahezu jedem Wiener Bezirk stand eine große Synagoge – in der Leopoldstadt waren es sogar fünf – und mehrere Bethäuser, jede Spur davon ist heute verwischt. Mit der Leuchtskulptur, die sich durch die Bewegung der Passanten enträtselt, wird Gedenken zu einer aktiven Handlung.