Feste Feiern

Rosch HaSchana

von Hannah Landsmann
© Jüdisches Museum Wien
Das jüdische Neujahrsfest, Rosch Haschana, wird im Herbst gefeiert und dauert zwei Tage. Rosch bedeutet Kopf, Schana ist das Jahr, so dass der Kopf des Jahres sein Anfang ist. Die lautliche Assoziation zum „Guten Rutsch!“ beim bürgerlichen Jahreswechsel am 31. Dezember ist vielleicht ein Zufall, zeigt aber wahrscheinlich nur, dass Begriffe und Bezeichnungen miteinander in Berührung kommen, wenn unterschiedliche Kulturen einander treffen?

Die Herren auf dieser Postkarte halten die Taschlich-Zeremonie ab. Diesen Brauch gibt es seit dem Mittelalter, dabei werden trockene Brotstücke in ein fließendes Wasser geworfen, symbolisch entledigt man sich dabei seiner Sünden. Zwischen dem Neujahrsfest und Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, vergehen zehn Bußtage, an denen man sich seiner religiösen Pflichten erinnern soll. Der Neujahrswunsch „Möge dir im Buch des Lebens eine gute Seite eingeschrieben sein“, bezieht sich auf drei Bücher, die Gott führt. Jenes, in dem die Namen der ganz und gar Guten stehen, jenes, das die Namen der ganz und gar Schlechten enthält, und jenes für uns alle, die sich im letzten Jahr sowohl von ihrer guten als auch ihrer nicht so vorteilhaften Seite gezeigt haben. Wenn wir davon ausgehen, dass niemand nur ganz gut oder nur ganz schlecht ist, macht es tatsächlich Sinn zuzusehen, dass wir bis Jom Kippur kleine oder größere Probleme, Streitereien und Konflikte beigelegt haben, um in dem dritten Buch eingetragen zu sein.

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© Jüdisches Museum Wien
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© Jüdisches Museum Wien
Diese Neujahrskarte, die nicht ausgestellt ist, erhielten Jakob Broner (sic!) und seine Frau von Kalman Langsner an ihre Privatadresse in der Liechtensteinstraße. Jakob Bronner war lange Kurator des alten jüdischen Museums in Wien. Langsner unterstützte unsere Vorgänger-Institution mit zahlreichen Schenkungen. Für welches Jahr diese Neujahrsgrüße übermittelt wurden, ist leider nicht ersichtlich, verschickt wurden sie jedenfalls aus der ungarischen Stadt Visegrád. Im Erdgeschoß des Museum Dorotheergasse können Sie ebenfalls eine Taschlich-Szene finden. Kleiner Tipp: Es handelt sich um eine Fotografie.
 
Shana Tova u´Metuka! Ein schönes und süßes neues Jahr wünscht Ihnen das ganze Museumsteam.