07. April 2020
Unter der Lupe

„Szene aus einem Feldzug“ oder der anhaltende Kampf um Restitution

von Tom Juncker
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Trotz einer Fülle an bürokratischen Hürden und Dank der guten Kontakte Iggie Ephrussis zur Allierten Kommission für Österreich, gelang es den vier Kindern von Viktor Ephrussi, ihre Restitutionsansprüche geltend zu machen. Sie erhielten bereits in den Jahren 1949 und 1950 einen Großteil des 1938 vom NS-Regimes geraubten Besitz zurück, darunter auch die durch Edmund de Waals Der Hase mit den Bernsteinaugen berühmt gewordene Netsuke-Sammlung.
 
Mit den Rückstellungen der unmittelbaren Nachkriegszeit war der Fall Ephrussi jedoch keineswegs abgeschlossen. Im Laufe der Jahre tauchten immer wieder Objekte auf, die Viktor Ephrussi 1938 von der Gestapo enteignet worden waren – so auch im Jahr 2019, während den Recherchen zu unserer Ausstellung Die Ephrussis. Eine Zeitreise. Das Gemälde Szene aus dem Feldzug in Italien 1848/49 vom Pferde- und Schlachtenmaler Franz Adam aus der Sammlung Ephrussi sollte laut einem Bescheid von 1948 restituiert werden. Dies geschah jedoch nie.
 
Im Jahr 1950 wollte das Heeresgeschichtlichen Museum (HGM) ein Gemälde von August Pettenkofen aus dem Besitz der Familie Ephrussi für die Ausfuhr sperren lassen. Das Gemälde war jedoch bereits an Iggie Ephrussi restituiert worden, weshalb der Präsident des Bundesdenkmalamts laut einer Aktennotiz dem HGM anstelle des gewünschten Pettenkofen-Gemäldes, die Sperrung des Franz Adam-Gemädes zusicherte. Das Gemälde war 1939 an die Österreichische Galerie übergeben worden und in der Folge dem Heeresmuseum als Leihgabe überlassen worden. Das Gemälde befand sich 2019 immer noch im HGM in Wien. Wir wandten uns nach dieser Erkenntnis an die Direktion des HGM, die unverzüglich weitere Recherchen anordnete. Da der Erwerb des Adam-Gemäldes „in einem engen zeitlichen und sachlichen Zusammenhang mit dem Verfahren über die Ausfuhr des Gemäldes von Pettenkofen“ stand, empfahl der Kunstrückgabebeirat am 12. April 2019 die Restitution des Gemäldes an die Erbinnen und Erben nach Viktor Ephrussi.
 
Von den unzähligen Besitztümern Viktor Ephrussis sind auch heute noch viele verschollen, darunter 19 Gemälde einer damals ungefähr 70 Werke umfassenden Sammlung.
 
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Aktennotiz zum Ölgemälde von August Pettenkofen aus dem Besitz von Viktor Ephrussi, 10. Juli 1950 © BDA

Aktennotiz zum Ölgemälde von August Pettenkofen aus dem Besitz von Viktor Ephrussi, 10. Juli 1950 © BDA

Die Gemälde von Franz Adam und August Pettenkofen in der Ausstellung Die Ephrussis. Eine Zeitreise
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