01. Mai 2016
Hinter den Kulissen

Töchtertag im Jüdischen Museum Wien

von Hannah Landsmann
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Mädchen sollen beim Töchtertag ihren Horizont in Sachen Berufswahl erweitern können und motiviert werden, neue und für sie bislang vielleicht ungewöhnliche Ausbildungswege einzuschlagen. Das Jüdische Museum Wien macht seit einigen Jahren bei dieser von der Stadt Wien organisierten Initiative mit, allerdings legen wir mittlerweile das Augenmerk darauf, den Mädchen generell den Arbeitsplatz Museum näherzubringen.

Der Schwerpunkt des Töchtertags liegt eigentlich auf technischen, handwerklichen und naturwissenschaftlichen Ausbildungen und Berufen, in denen Mädchen und Frauen noch immer unterrepräsentiert sind. Beim Töchtertag geht es also darum, dass Mädchen erfolgreiche weibliche Vorbilder in Branchen treffen können, die für Frauen untypisch sind, und dabei vielleicht noch ungeahnte Talente entdecken. In den ersten Jahren gab es beim Töchtertag im Jüdischen Museum also vor allem Einblicke in die technischen Berufsfelder im Museum, etwa Haus- und Tontechnik.

Abgesehen vom kuratorisch-wissenschaftlichen Team, sind auch in vielen anderen Abteilungen unseres Hauses Frauen in leitenden Positionen tätig, zum Beispiel im Archiv. Die jungen Frauen lernen also das Museum ganz aus der Nähe und noch vor den regulären Öffnungszeiten kennen – ein gemeinsamer Ausstellungsrundgang am Beginn des Tages lädt zum Schauen und Fotografieren, zum Fragen und Diskutieren ein. Danach gibt es interessante Blicke hinter die Kulissen: Was macht eigentlich eine Restauratorin? Wie reinigt man Metall? Warum spielt bei der Aufbewahrung von Textilien Lavendel eine wichtige Rolle?

Was ein Archiv ist, wie viele Objekte es im Museum gibt und warum man nicht alle sehen kann, erklärt die Archivarin. Wie aber wird der Museumsbesuch zu einem unvergesslichen Erlebnis? Was können Kindergarten-Kinder im Museum erfahren? Was ist das größte, das kleinste oder das wertvollste Objekt und welche Geschichten erzählt es? Darüber denkt die Vermittlerin nach und organisiert mit ihrem Team interessante Führungen, Kinderprogramme und Workshops.

Die jungen Gäste treffen die Mitarbeiterinnen des Museums in Ausstellungen, Werkstätten oder Büros. Um das Arbeitsfeld der einzelnen Kolleginnen in der Kürze der Zeit etwas genauer erfassen zu können, wurden ein paar Fragen als „Interview-Leitfaden“ vorbereitet, die manchmal gestellt werden, manchmal nur als Inspiration für die eigene Neugier dienen: Was machen Sie am Arbeitsplatz als erstes, wenn Sie kommen? Ihr tollstes, bestes, spannendstes Erlebnis im Museum bisher? Arbeiten Sie gern im Team oder lieber alleine? Was ist eine typische Handbewegung, die Ihre Tätigkeit beschreibt?

Von zentraler Bedeutung am Töchtertag ist, dass sich die Mädchen gut aufgenommen fühlen und wir ihnen zeigen, dass wir uns für sie und ihre Fragen interessieren. Dass man in diesem Rahmen dann sogar Direktorin Danielle Spera treffen kann, überrascht und beeindruckt die Mädchen gleichermaßen.

Dass ein angenehmes Museumserlebnis zum Wiederkommen verführt, ist ein Grundsatz unserer Arbeit und spielt auch bei unserem Angebot im Rahmen des Wiener Töchtertags eine wichtige Rolle. Die Feedbackbögen, die die jungen Damen ausfüllen, sprechen in dieser Hinsicht für sich: ein Mädchen meinte, ins Jüdische Museum würde sie auf jeden Fall gerne wiederkommen.

Foto (c) JMW / Sonja Bachmayer