26. January 2021
Celebrate

About Searching and Finding

by Hannah Landsmann
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Eigentlich war ein Beitrag zum Neujahrsfest der Bäume (hebr. Tu BiSchwat) geplant, das heuer am 28. Jänner gefeiert wird. Am 27. Jänner 1945 wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau von der Roten Armee befreit. 2005 setzten die Vereinten Nationen dieses Datum als Internationalen Holocaust Gedenktag fest. Zwei Texte. Zwei Themen. Zwei Termine. Die Sammlung des Jüdischen Museums Wien ist sehr umfangreich. Sie ist in einer Datenbank erfasst, die Angaben zu technischen Daten, Material, Alter, Größe und Zustand enthält und immer eine Objektgeschichte. Da Objekte, die Dinge in den Vitrinen, Schränken und Schubladen stets mehrdimensional erzählen, ergeben sich vielfältige Beziehungen, die Dinge zu anderen Dingen haben. Die Brücken zwischen den Dingen sind die Geschichten, die sie erzählen und damit - manchmal ungefragt - auf wieder andere Dinge verweisen.

Foto © JMW
 
„Die Wüste in einen blühenden Garten zu verwandeln, die Herrichtung des Bodens, das Anlegen von Gärten und Wäldern, die fachgerechte Bewässerung – das übersteigt die Kapazität des Staates. Ein so grandioses Unternehmen verlangt den umfassenden, konzentrierten Einsatz des ganzen Volkes – und dessen bestes Instrument zur Entwicklung der Wüste ist der JNF-KKL“, so David Ben-Gurion, Israels erster Premierminister im Jahr 1948.
 
Der 1901 in Basel auf Betreiben von Theodor Herzl durch Johann Kremenetzky gegründete Jüdische Nationalfonds betrieb bis zur Staatsgründung vor allem Landerwerb für jüdische Siedlerinnen und Siedler im britischen Mandatsgebiet. Seit der Staatsgründung 1948 gehören die Kulturvierung und die Aufforstung des Landes zu den vordringlichen Aufgaben, die über das Agrar- und Landwirtschaftsministerium organisiert werden. Die hebräische Bezeichnung lautet „Keren Kajemet Leisrael“ und bedeutet „Ewiger Fonds für Israel“. Man kann von überall aus diese Initiativen unterstützen, indem man Bäume oder Wasser spendet, was über die Homepage https://jnf-kkl.info/ leicht möglich ist. Zu Tu BiSchwat endet in Israel die Regenzeit, die Mandelbäume blühen und es werden vielerorts im Rahmen von Veranstaltungen Bäume gepflanzt. Für analoge Spenden wurden solche Dosen verwendet, wie sie in der Sammlung Eli Stern vertreten sind.
 
Foto © JMW
 
Zwei überraschende Entdeckungen liefert der Suchbegriff „Keren Kajemet Leisrael“, kurz KKL im Museumsinventar.
 
Foto © JMW
 
Dieses Foto ist Teil eines recht umfangreichen Konvoluts an Fotografien, das von Eva Kristen, einer früheren Mitarbeiterin des KKL Österreich, an das Museum übergeben wurde. Sie hatte es von einer Dame erhalten, welche einen Überlebenden, Herrn Kurt Bergmann bis zu seinem Tod im Jahr 2003 betreut hatte und von ihm als Erbin eingesetzt worden war. Sie verzichtete auf das Erbe, wollte aber die Fotos in Sicherheit wissen und übergab sie dem KKL. Eva Kristen dachte an das internationale Simon Wiesenthal Center als würdigen Aufenthaltsort für die Fotos, die man nur hätte haben wollen, wenn Simon Wiesenthal auch abgebildet sei.
 
Bindermichl ist ein im Linzer Stadtteil Waldegg gelegenes 1940 errichtetes Siedlungsgebiet. „DP“ steht für „Displaced Person“, Menschen, die Konzentrationslager überlebt hatten und in den in der englischen und amerikanischen Besatzungszone befindlichen Lagern versorgt wurden. Das Angebot umfasste Sprachkurse, alle erdenklichen Arten von Berufsausbildungen sowie Kulturprogramm. In Linz kann man als Bezeichnung für die Siedlung Bindermichl manchmal noch den Ausdruck „Hitlerbauten“ hören.
 
Foto © JMW
 
Wer würde annehmen, die österreichische Pop-Ikone Falco sei in der Sammlung des Jüdischen Museums Wien vertreten? Edek Bartz, Teil des Ensembles „Geduldig un Thimann“, das in der Dauerausstellung „Unsere Stadt! Jüdisches Wien bis heute“ vertreten ist, war in den 1980er-Jahren Tour-Manager von Falco, der mit bürgerlichem Namen Johann „Hans“ Hölzel hieß. Falco hatte in Dankbarkeit für die gute Zusammenarbeit mit Edek Bartz zu dessen Ehren eine Allee von 100 Bäumen in Israel beim Projekt „Wald der Solidarität Österreich – Israel“ pflanzen lassen. Die Urkunde und neun Sonderbriefmarken gelangten per eingeschriebener Post an die Wiener Adresse von Edek Bartz.
 
David Ben Gurion besuchte 1946 das UNRRA (United Nations Relief and Rehabilitation Administration) Lager im deutschen Eschwege. Hauptaufgabe der bereits 1942 gegründeten UNRRA war, die DP-Lager in den befreiten Gebieten zu betreuen. Anlässlich dieses Besuches sagte er:
 
„Der Tod von sechs Millionen Opfern erlegt uns die größte Pflicht unserer Geschichte auf, ein solches Unglück nie wieder geschehen zu lassen. Wir können unsere Väter und Mütter nicht auferwecken, aber unsere Pflicht ist, zu sichern, dass solches Unheil nie wieder geschieht.“
 
Titelbild © JMW